Erlebnisbericht Malaysia, Tag 3
(Von Herbstlager-Teilnehmerin Linda Zeller)
«Tempelhof» ist vielleicht etwas hochgegriffen. Bei dem kleinen Tempel, auf dessen Vorplatz wir am Tag zuvor noch Qi Gong gemacht haben, werden wir verjagt. Also gehen wir einige Strassen weiter, wo eine grössere Anlage zu finden ist. Musik dringt aus dem Inneren und ein kurzer Blick zeigt viel Farbe und Räucherstäbchen. Es ist ein merkwürdiges Gebäude. Viel rot und auf den ersten Blick schön, aber danach sieht man die Wellblech-Verkleidungen und der nur mittelprächtig gepflegte Platz.

Unser Sifu fragt höflich danach, ob wir hier Qi Gong machen dürfen. Wir werden nicht abgewiesen, auch wenn man uns sagt, dass das noch ein Telefonat mit dem Chef nötig machen würde. Nun, wir wollen ohnehin nicht lange bleiben und beginnen mit den Übungen. Tatsächlich bekommen wir danach aber so halbwegs die Erlaubnis, morgen wiederzukommen. Hoffen wir mal, dass wir dann bleiben dürfen.

Nach Qi Gong und Frühstück und natürlich Kaffee geht es wieder auf die Dachterasse und wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben. Ich kann es immer noch nicht. Locker bleiben sollen wir und schnell sein. Wenn unser Sifu es vormacht, scheint es einfach zu sein. Seine Hand schnellt vor, trifft einen an der Schulter und jeder Versuch, das mit der geübten Bewegung zu verhindern, scheint hoffnungslos zu sein. Bestenfalls kann man ihn knapp streifen, wenn sich seine Hand schon auf dem Rückweg befindet. Ganz selten habe ich den Eindruck, dass es etwas besser geht, aber grösstenteils scheint es mir eher ein Fehler des Verteidigers zu sein, wenn ich zum Ziel komme.

Das Wetter ist heute angenehmer. Bedeckt, etwas windig… wir absolvieren trotzdem unsere Stunde im Kraftraum. So langsam kommt etwas Routine ins Spiel und ich kann mich besser auf die Übungen konzentrieren, da ich weiss, was die Idee ist.
Nach dem Training hat sich ein Grossteil der Schüler per Zufall im Pool getroffen und Alexandra und ich nutzen den restlichen Nachmittag zum Ausruhen und durchatmen (und ich zum Schreiben.) Abends treffen wir uns dann zum gemeinsamen Essen. Es sind wieder alle dabei, aber leider treffen wir es dieses Mal nicht so gut, zumindest was die Fleischqualität betrifft. Es wird trotzdem ein hervorragender Abend, denn der Vorschlag, zur Massage zu gehen, wird von einem Grossteil der Gruppe aufgenommen. Es dauert nicht lange und wir dösen anderthalb Stunden auf bequemen Sesseln, während wir die Füsse massiert bekommen. Danach fühle ich mich richtig schwebend, aber woanders als ins Bett schweben wir nicht mehr hin. Gute Nacht.